Autonomes Fahren
Vortrag im Rahmen des Wendelsteiner Forums
Endlich wieder ein Wendelsteiner Forum – wie „sehen“ autonom fahrende Autos?
Am 19. April 2023 konnte endlich wieder - nach drei Jahren Corona-Pause - ein Wendelsteiner Forum in der Aula der Schule stattfinden. In diesem Format gibt die Schule jungen Wissenschaftler/innen eine Bühne, um über aktuelle Fragen aus Forschung und Gesellschaft zu sprechen.
Diesmal ging es um die Erforschung des autonomen Fahrens. Marcel Hoffmann forscht dazu am Lehrstuhl für Hochfrequenztechnik der FAU Erlangen und war von Marcus Haase, dem Vorsitzenden des Fördervereins der Schule, zum Forum eingeladen worden. Die Begeisterung für sein Forschungsgebiet war dem Referenten anzumerken und sprang auf das Publikum über. Der junge Ingenieur liebt nicht nur seine Arbeit, er widmet sich auch der Wissenschaftskommunikation, also der Frage, wie man komplizierte wissenschaftliche Zusammenhänge gut verständlich erklären kann.
Seine These: autonom fahrende Autos fahren besser als der Mensch, denn sie „sehen“ besser. Anders als der Mensch am Steuer, der Geschwindigkeiten nur grob einschätzen kann und leicht auch einmal abgelenkt ist, „sieht“ das autonom gesteuerte Auto alles. Es kann nicht nur die Geschwindigkeit des vorher fahrenden Autos berechnen, sondern hat auch das nachfolgende Auto per Sensor im Blick. Mit Radartechnik, also elektromagnetischen Wellen, kann es witterungsunabhängig weite Bereiche erfassen und so z.B. vorausschauend schon erkennen, wenn es in einer Parklücke eine Bewegung gibt. Ein Kind, das plötzlich aus der Parklücke auf die Fahrbahn rennt, wäre nicht in Gefahr erfasst zu werden.
Marcel Hoffmann streifte in seinem Vortrag kompetent ethische und rechtliche Fragen des autonomen Fahrens, erklärte aber vor allem die technische Seite anschaulich und sehr gut verständlich. Für seine Forschung hat er ein Kart mit Kameras ausgestattet und mit Radarsensoren ausgestattet und sammelt diesem Gefährt, liebevoll MARK (Mobile Automotive Radar Kart) genannt, auf dem Erlanger Unicampus Daten, so dass es immer besser „sehen lernt“. Auch Lidare, also Laserscanner mit rotierenden Spiegeln, liefern dem Fahrzeug wichtige Informationen, sind aber noch sehr teuer und brauchen viel Platz. Mit faszinierenden Videos führte der Doktorand vor, wie die Umwelt von den Forschungsfahrzeug erfasst wird.
Für Marcel Hoffmann ist ganz klar: Das autonome Fahren funktioniert schon und wird in einzelnen Regionen, z.B. in San Francisco und in Shenzhen, schon eingeschränkt ausprobiert. Das technische Problem liege derzeit weniger in der Sensorik, als vielmehr im Platz, den die „embedded systems“, die Steuergeräte, im Fahrzeug brauchen. Hier müsse man Systeme mit hoher Rechenleistung bei geringem Energieverbrauch schaffen. Die Zukunft sieht der Fachmann eher in Robo-Taxis, die uns abholen und zum gewünschten Ort bringen. An der Friedrich-Alexander-Universität jedenfalls wird aktuell ein neuer Studiengang „autonomytechnology“ eingerichtet, für den der Ingenieur kräftig Werbung bei den interessierten Schülerinnen und Schülern machte.
Annegret Langenhorst
Fotos:
Referent Marcel Hoffmann
Marcus Haase, Vorsitzender des Fördervereins, bedankt sich bei Marcel Hoffmann für den gelungenen Vortrag