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Gymnasium Wendelstein

In der Gibitzen 29 • 90530 Wendelstein • 09171 81 88 00

Können Maschinen denken?

Vortrag im Rahmen des Wendelsteiner Forums

KI-Experte Prof. Albrecht war zu Gast im Gymnasium Wendelstein

Manche Aufgaben des bayerischen Abiturs schafft ChatGPT inzwischen mit guten Ergebnissen. Erlaubt ist es als Hilfsmittel selbstverständlich nicht. Um die erstaunlichen Fähigkeiten der Künstlichen Intelligenz ging es am 10. April beim Wendelsteiner Forum im Gymnasium Wendelstein. „Können Maschinen jetzt denken?", fragte Referent Prof. Dr. Jens Albrecht, als Informatiker an der TH Nürnberg ein ausgewiesener Experte für den aktuellen Forschungsstand.

„Can machines think?“, hatte der britische Mathematiker Alan Turing bereits 1950 gefragt und damit die Forschung zur Künstlichen Intelligenz begründet. Bis vor Kurzem konnte diese Frage noch mit einem klaren „Nein" beantwortet werden. Prof. Albrecht zeichnete die rasante Entwicklung auf, die KI inzwischen durchlaufen hat. Anschaulich erklärte er dem interessierten Publikum in der Aula des Gymnasiums Wendelstein, wie Maschinen lernen. Sie müssen mit riesigen Datenmengen gefüttert werden, um eine für den Menschen so leichte Frage wie „Ist das eine Katze?“ beantworten zu können. Wie das menschliche Gehirn ist auch die künstliche Intelligenz ein neuronales Netzwerk, allerdings mit gigantisch höherer Zahl an möglichen Synapsen.

Neben schwachen KI-Programmen, die nur eine einzige Aufgabe lösen können, wie beispielsweise ein Saugroboter, nennt man die starke KI auch generativ, denn sie kann Neues „generieren“. Unsere Sprache zu verstehen, ist für KI allerdings ein Problem und umso schwerer, je komplexer und andeutungsreicher ein Satz formuliert ist. ChatGPT „lernt“ nach vorgegebenen Sprachmustern, Sätze zu bilden, indem es Wort für Wort nach einem wahrscheinlichen und passenden nächsten Wort sucht.

Prof. Albrecht führte vor, dass ChatGPT inzwischen sogar Humor versteht und einen Cartoon erklären kann. Aus seinem „Wissensschatz“ findet es heraus, worin der Witz besteht. Für die anwesenden Schülerinnen und Schüler gab der Informatikprofessor den Rat, die künstliche Intelligenz auch intelligent zu nutzen: also sich nicht einfach eine Mathematikaufgabe rechnen zu lassen und diese dann abzuschreiben, ohne etwas zu verstehen. Viel intelligenter sei es, wenn man mit einer Aufgabe Schwierigkeiten habe, diese ChatGPT mit der Frage vorzulegen: „Hilf mir, die Aufgabe zu lösen.“ Locker bewährt sich die KI hier als Lerncoach, erklärt, wie man die Aufgabe anpackt, und gibt bei Bedarf Schritt für Schritt Nachhilfe, so dass man es am Ende kapiert hat.

Nicht immer aber lieferten ChatGPT und ähnliche Programme die richtige Lösung. Es komme auch vor, so Albrecht, dass das Programm „halluziniere“ und falsche Lösungen ausspucke. Albrecht verglich es mit einem höflichen Menschen, der nach dem Weg gefragt wird und lieber irgendetwas sagt, als keine Antwort zu wissen.

Eine weitere Gefahr liege in möglicher Diskriminierung.  Befinden sich einseitige oder gar diskriminierende Aspekte in der Datenbasis, mit der die KI lernt, spiegele die KI mögliche Vorurteile wider. Der Referent ging auf die kritischen und neugierigen Fragen des Publikums ein. Sein Urteil über die KI fiel trotz aller Bedenken positiv aus, denn Prof. Albrecht ist überzeugt: „Wir brauchen die KI, um die Probleme der Menschheit zu lösen.“

A. Langenhorst

 

 

Fotos: Prof. Dr. Jens Albrecht, Informatiker an der TH Nürnberg