„Fiction - Science - Fiction "
Eröffnungsrede

Liebe Schulfamilie des Gymnasiums Wendelstein,
liebe Freunde des Planetariums Nürnberg,
liebe Schülerinnen und Schüler,
liebe Preisträgerinnen und Preisträger,
heute, am Ende des Schuljahres 2024/25, ist ein guter Zeitpunkt zu feiern.
Wir feiern, was wir geschafft haben, wir feiern eine wunderbare Kooperation mit dem Nicolaus-Copernicus-Planetarium Nürnberg, und wir feiern uns hier und heute als Menschen, die etwas Besonderes erleben dürfen.
Wir sind eingeladen, weil wir, die Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrkräfte einen großen Preis gewonnen haben. Wir hätten ihn nicht gewonnen, wenn wir nicht vor einem Jahr schon einmal gut zusammen gearbeitet hätten und genau hier ausstellen hätten dürfen. So danke ich Katharina Leiter und ihrem Team für die weitere wunderbare Gelegenheit, hier im Planetarium präsent sein zu dürfen und natürlich für den wertvollen Tipp, an einem Wettbewerb teilzunehmen, der sich in Schulkreisen gar nicht so großartig herumgesprochen hat. Immerhin auf der Homepage des Bundes Deutscher KunsterzieherInnen war ein später Link eingestellt, der uns wohl noch zu einiger Konkurrenz verholfen hat.
Der Preis „Zeig mir Dein Universum“
… wurde ausgeschrieben von der Deutschen Raumfahrtagentur im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Es ging darum, an den Schulen Interesse für dieses spannende Feld zu wecken. Obwohl unsere Konkurrenz Funksignale zum Mond sandte oder echte Raketen aufsteigen ließ, konnten wir im Bereich der weiterführenden Schulen die Jury überzeugen von unserem im Vergleich wesentlich breiteren Zugang, der uns zum Motto dieser Ausstellung und dieses Abends führt:
Fiction - Science - Fiction
Wir starteten in den Klassen und mit dem ganzen Projekt nämlich meist mit den Geschichten, Ideen und Träumen, die Menschen seit Jahrtausenden umtreiben. Es ging und es geht hier um den Traum vom Fliegen, um das Erreichen ferner Welten, um den Vorstoß ins Neue, Unbekannte. Sie finden hier Werke und Objekte, die an diesen Traum, an diese Fiktion andocken, an fliegende Wesen, vom Schmetterling bis zum Drachen, von fliegenden Weltlandschaften aus der Zeit, als Menschen noch glaubten, die Welt wäre flach und hätte gefährliche Ränder bis hin zu wirklich fliegenden Modellen.
Wir setzten uns mit der Geschichte der Luft- und Raumfahrt auseinander, mit Ballons, Luftschiffen, Doppeldeckern, Düsenjets, Space Shuttles u.v.m. also auch mit einer noch recht nahen Zeit, da aus den alten Geschichten plötzlich Wirklichkeit wurde, als die ersten Menschen abhoben von diesem Grund, auf dem wir meistens stehen, von dieser Erde. Aus Fiktion wurde Science, – Wissenschaft, Forschung und Technik. Es dauerte nicht mal ein Jahrhundert vom ersten Motorflug bis zum ersten Schritt auf dem Mond. Aus großen Geschichten wurde eine grandiose Geschichte. Aus dem Traum wurde Wirklichkeit. Und diese Wirklichkeit erzeugte neue Träume, neue Ideen, neue Geschichten, von noch ferneren Welten, vom Raumschiff Enterprise zu den Raumkreuzern bei Stanislav Lem oder George Lucas. Aus Fiction wurde Science, aus Science wurde Fiction. In unserer Ausstellung finden Sie einen X-Wing-Fighter oder ein Ufo in Form eines Cup-Cakes – weil eigentlich wissen wir ja gar nicht, wie so ein Ufo aussieht.
Die Klassen
Ich denke, wir haben den Preis auch gewonnen, weil so viele Klassen an diesen Projekten beteiligt waren, z.B. die Jahrgangsstufen 5, 6 und 7, einige achte Klassen, zwei neunte, zwei Zehnte. Und wenn man es genau nimmt, hatten auch die 10. und 12. KlässlerInnen des letzten Schuljahrs einen gewichtigen Fuß in der Tür. Ihre Modell-Planetarien tauchten in unserem Wettbewerbsfilm auf, den Sie vielleicht schon unten im Foyer gesehen haben. Mit diesen Arbeiten rundeten wir formal den Gedanken der Geschichten rund ums Universum ab.Denn was wären diese realen und auch die erfundenen Geschichten ohne einen ihrer würdigsten Orte, die Planetarien dieser Welt und hier in Nürnberg.
Wissenschaftlich
… gingen wir dabei oft aber nicht immer vor. Ein Großteil unserer Arbeit in den Klassen war Entwickeln und Gestalten. Aber in einem Punkt kamen wir der Wissenschaft sehr nahe. Bereits unsere FünftklässlerInnen setzten sich mit den Gesetzen des Fliegens auseinander und brachten ihre Objekte empirisch dazu, unsere Schulaula zu durchmessen. Der Traum vom Fliegen, von Luft- und Raumfahrt wurde ein klein wenig Wirklichkeit, kam ein wenig näher als nur im Schulbuch oder auf dem Karopapier. Sie sehen ein paar Impressionen unten auf den Bildschirmen und bald auch hier in der Kuppel.
Dichterisch
… wurde es vor allem in den sechsten Klassen, in den Trickfilmen rund um das Reisen im All, zu sehen auf den Monitoren im Foyer. Auch die SiebtklässlerInnen setzen ihre Modelle in Trickfilmen mit Hilfe von Greenscreens in Szene, wie Sie im Bewerbungsfilm sehen können Die gleiche Technik kam in den Selbstinszenierungen vor, die wir nach dem Preisgewinn eigens für diese Ausstellung fertigten. Denn leider waren einige unserer Flugzeuge mittlerweile böse bruchgelandet oder mit nach Hause genommen. Außerdem sind sie oft so groß, dass Sie gar nicht gut im Foyer des Planetariums ausgestellt werden können, weil wir sonst Angst um die BesucherInnen und die Werke gleichermaßen haben müssten. Ein gutes Beispiel für dieses Problem hängt – ausnahmsweise – direkt über der Kasse.
In den bildnerischen Selbstinszenierungen
… arbeiteten die Kinder und Jugendlichen nun reflexiv im Blick auf ihr Verhältnis zu ihrer Arbeit und dem großen Thema des Wettbewerbs.
Sie sehen auf dem Mosaik im Foyer sowohl geglückte Schnappschüsse, aufwändig inszenierte Fotografien und Fotomontagen, zum Teil auch mit Hilfe einer künstlichen Intelligenz.
Unseren FünftklässlerInnen bot diese Herausforderung zum ersten Mal einen Einblick in fortgeschrittene Techniken der Bildgenerierung.
Überblick
Bevor ich nun an einen weiteren besonderen Teil in unserer Bewerbung und auch dieses Abends weiterleite, gebe ich einen kurzen Überblick über die Programmpunkte, die Sie erwarten.
- Zuerst führen Viki und Shalia ihren eigens für die Bewerbung komponierten Song „I only want to fly“ hier live und in seiner Vollendung vor.
- Danach hat die Theatergruppe der Mittelstufe die Ehre, aus Anlass des heutigen Abends eine verdichtete Form unserer Interpretation der Zauberflöte vorzuführen. Dazu gleich ein paar Worte mehr.
- Im Anschluss leitet Katharina Leiter zu eine Full-Dome-Projektion des Planetariums über, um all diese vielfältigen Gedanken auf den Punkt zu bringen, nämlich zum Kristallisationspunkt der Zusammenarbeit unserer Häuser, zur Eröffnung der Ausstellung und dem Bildungsgedanken, der sich hinter all diesen Vorhaben versteckt.
Theater
Damit wären wir beim nächsten Stichwort. Denn genau dieser Bildungsgedanke verbindet nicht nur Wissenschaft und Kunst, Science und Fiction, sondern auch unseren Theaterbeitrag mit dem Motto der Ausstellung: Es war eine Text- und Tondichtung, die Emanuel Schikaneder und Wolfgang Amadeus Mozart 1794 in Wien mit ihrer „Zauberflöte“ auf die Bühne brachten.
Mozarts Anteil daran ist weltberühmt und allseits bekannt. Wer kennt sie nicht, die berühmteste Arie der westlichen Welt, das Lied „Der Hölle Rache“, gesungen von der Königin der Nacht. Aber kennen Sie auch Schikaneders Anteil? Den Text und seine weitreichenden Ideen? Die Fiktion hinter dem wunderbaren Vorhang aus überwältigender Musik? War die Königin der Nacht nun die Gute oder die Böse? Oder doch der Zauberer Sarastro?
Es ging Mozart und Schikaneder auch und vor allem um die Bildung. In ihrer Fiktion entwickelten die den Traum allseits gebildeter Menschen. Rein institutionell ist aus dieser Fiktion heute weitgehend Wahrheit geworden. Aber wie damals müssen wir wieder um sie kämpfen, um die Bildung, die Wissenschaft und die Forschung. Deswegen führen wir heute die Zauberflöte auf – fast ohne Mozarts Musik – aber als deswegen hoffentlich gut verständliches Plädoyer für Bildung, für Schule, für Bildungseinrichtungen wie dieses Planetarium und dafür, dass wir die Geschichte und die Geschichten der Wissenschaft weitertragen können, jetzt und hier und in diesem Moment.
Viki und Shalia singen nun ihren Traum vom Fliegen, der die Menschen weitergebracht hat, sogar zum Mond, vielleicht bald noch weiter. Uns hat er u.a. zu einem Gewinn von unglaublichen 10.000 Euro für die Arbeit an der Schule verholfen.
Vorher bedanke ich mich bei meinen lieben KollegInnen Ulrike Schall, Markus Distler, Philipp Gstaltmeyr und Wolfgang Kellner, ohne die diese Ausstellung und dieser Abend nicht möglich gewesen wäre!
Ihnen nun viel Spaß bei den weiteren Programmpunkten und anschließend im Foyer unten.
Vielen Dank fürs Zuhören! Ihnen allen einen guten Abend!
Werner Bloß
Zum Bericht in der Frankenschau (Bayerischer Rundfunkt, externer Link)
